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KISSLING MOTORSPORT: DAS ENDE EINER ÄRA

Kissling Motorsport verlässt die Motorsportbühne. Nach 41 Jahren, 20 gewonnenen Meisterschaften – davon vier in der VLN in den Jahren 1993, 2001, 2003 und 2007 – und über 600 Einzelerfolgen mit Opel-Fahrzeugen aus dem Hause Kissling verabschiedet sich das Team aus Bad Münstereifel aus dem aktiven Renngeschehen. VLN.de hat Geschäftsführer Stefan Kissling zu den Beweggründen befragt.

 

Was sind die Gründe für den Rückzug?

Da spielen mehrere Dinge eine Rolle. Wir waren schon immer ein Familienbetrieb, der sehr stark mit Opel verbunden war. Wir haben nie etwas anderes gemacht. In den vergangenen Jahren war es schon sehr schwierig mit dem Konzern. Das sind auch für Opel keine einfachen Zeiten, wie man vernehmen kann. Das Astra TCR-Projekt haben wir seit 2017 komplett in Eigenregie gestemmt. 2018 haben wir mit unserer kleinen Mannschaft gegen die großen Werke den Meistertitel geholt, das macht uns stolz. Aber, am Ende hat es auch private Gründe. Meinem Vater ging es lange nicht gut. Das macht mich auch traurig. Er hat Kissling Motorsport vor 41 Jahren zusammen mit meiner Mutter gegründet. Meine Mutter ist leider vor zwei Jahren verstorben. Ich bin jetzt seit 30 Jahren mit im Betrieb, seit zwölf Jahren Geschäftsführer. Schon als Kind gab es für mich nur Motorsport und Opel. Ich sehe uns – meinen Vater und mich – als eine Gemeinschaft. Deshalb haben wir zusammen beschlossen, diese Ära zu beenden.

 

War es eine Option, mit einer anderen Marke weiter Motorsport zu betreiben?

Ich habe im letzten Jahr mal die Fühler zu anderen Herstellern ausgestreckt. Aber, eigentlich wollte ich gar nicht. Ich habe schnell erkannt, dass ich außer Opel gar nichts anderes machen möchte. Wir hatten so eine enge Verbindung zu vielen Leuten innerhalb des Unternehmens. Kissling und Opel gehörten einfach zusammen wie ein altes Ehepaar. Wenn es am Ende – aus welchen Gründen auch immer – nicht mehr funktioniert, dann muss man es beenden.

 

Was waren deine schönsten Momente im Motorsport?

Da gab es viele. Die schönste Zeit war Anfang der 90er-Jahre und die gute alte DTC Zeit . Das freundschaftliche Verhältnis und der Umgang zwischen den Leuten war toll. Einzelne Erfolge zu nennen, ist schwer. Die Zusammenarbeit mit den Fritzsche-Brüdern in der VLN wird es in der Art und Weise wohl nicht mehr geben. Wir hatten viel Spaß und einen starken Zusammenhalt. Der Motorsport ist heutzutage viel professioneller geworden. Ich verstehe das auch. Jeder muss seine Brötchen backen.

 

Kannst Du dich nach so langer Zeit einfach vom Motorsport verabschieden?

Ja, ich glaube schon. Wenn man gedanklich so weit ist, dass man frei drüber reden kann. Natürlich hat es eine Weile gedauert, bis ich zu dem Schritt bereit war. Wenn die Entscheidung einmal gefallen ist, dann stehen wir aber auch dazu. Opel hat uns noch verschiedene Wege für die Zukunft aufgezeigt, aber da gab es schon kein Zurück mehr.

 

Und was machst Du jetzt?

Wir legen uns schön in die Sonne. Nein, natürlich nicht. Das Ganze wird noch eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen. So einen Betrieb löst man nicht in drei Wochen auf. Wir haben Unmengen auch an historischen Teilen, einen großen Maschinenpark und Werkzeuge. Wir haben keinen Zeitdruck. Das wird sicher noch ein halbes Jahr dauern, bis man dann mal den Kopf frei hat für andere Dinge.

 

Text und Bild: VLN Presse