„Jeder soll mit einem guten Gefühl packenden Motorsport erleben können“
„Wir leben in Zeiten, in denen man Vertrauen und Sicherheit schaffen muss“
„Ich bin dankbar, wie unser Team die Herausforderung angenommen hat“
Nürburg. Es sind spannende Zeiten am Nürburgring. Kurzfristig konnte sich die Eifelrennstrecke zunächst die Austragung der Formel 1 (9. – 11. Oktober) sichern. Es folgte die Genehmigung der Kreisverwaltung für bis zu 20.000 Zuschauer. Eine Zahl, die auf Basis des umfangreichen Gesundheitskonzepts und ausschließlich positiven Erfahrungen bei den vorherigen Motorsport-Veranstaltungen zustande kam. Am kommenden Wochenende steht mit dem „Formula 1 Aramco Großer Preis der Eifel“ nicht nur der Nürburgring, sondern auch eine ganze Region im weltweiten Focus. Die Vorfreude auf die Königsklasse des Motorsports und auf verhältnismäßig viele Zuschauer trifft in diesen Tagen aber auch auf national und weltweit steigende Corona-Zahlen. Im Interview spricht Nürburgring-Geschäftsführer Mirco Markfort über die aktuelle Situation, darüber wie er die Verantwortung für eine Veranstaltung mit Zuschauern trägt sowie mögliche Konsequenzen und warum Service, Dialog und Vertrauen in diesen Zeiten so wichtig sind.
Herr Markfort, 20.000 Zuschauer zur Formel 1 sind in Corona-Zeiten eine echte Hausnummer. Was bedeutet das für Sie?
Zunächst einmal bedeutet es für uns, dass unser Hygiene- und Gesundheitskonzept in der Praxis funktioniert – und zwar unabhängig von der Zuschauerzahl. Seit August setzen wir Veranstaltungen mit Publikum erfolgreich um und haben damals mit 5.000 Zuschauern begonnen. Durch unser weitläufiges Gelände und die vielen verschiedenen Tribünen funktioniert es nun auch mit 20.000 Zuschauern. Jeder Schritt – von der Anreise über das Erlebnis auf der Tribüne bis hin zur Abreise – ist organisiert und auf Corona-Sicherheit geprüft. Das wurde auch umfangreich von Ordnungs- und Gesundheitsamt kontrolliert. Deshalb freuen wir uns nun darüber, dass wir die Zahl der genehmigten Besucher für die Formel 1 noch einmal erhöhen konnten und werden dieses Vertrauen auch rechtfertigen.
Worauf liegt der Fokus Ihres Zuschauerkonzepts?
Ganz klar auf der Gesundheit aller Beteiligten. Wir möchten, dass alle, die gesund zum Nürburgring reisen, auch genauso gesund wieder nach Hause fahren. Jeder soll bei uns mit einem guten Gefühl packenden Motorsport erleben können. Das erreichen wir, indem wir die Tickets kontaktlos online anbieten und vor Ort auf strikte Corona-Regeln setzen. Deshalb gibt es pro Tribüne bereits einen eigenen Parkplatz und Fußweg. Überall herrscht das Abstandsgebot und ab der Ticketkontrolle zusätzlich Maskenpflicht bis zum Sitzplatz. Hier sitzt man maximal mit drei weiteren Personen zusammen. Alle weiteren Besucher sind auf der Tribüne mindestens zwei Meter entfernt. Der Sitzplatz ist über den Onlinekauf personalisiert. Das ermöglicht im Infektionsfall eine unmittelbare Kontaktnachverfolgung und Information.
Nun steigen die Infektionszahlen und es gibt mittlerweile wieder einige Risikogebiete im In- und Ausland. Hat das Einfluss auf die Veranstaltung?
Wenn wir sagen, dass die Gesundheit aller Beteiligten im Mittelpunkt steht, dann muss man auch auf diese Entwicklung ganz genau schauen. Zur Sicherheit aller Besucher dürfen Menschen aus Risikogebieten die Veranstaltung leider nicht besuchen. Die betroffenen Gebiete beziehen wir aus den gesicherten Informationen des Robert-Koch-Instituts. Durch den Onlinekauf wissen wir, welcher Ticketinhaber woher stammt. Wir haben bereits alle Ticketinhaber, die aus einem Risikogebiet im In- oder Ausland kommen, darüber frühzeitig informiert, dass sie möglicherweise am Veranstaltungswochenende nicht anreisen dürfen. Der endgültige Stichtag für die Entscheidung und finale Mitteilung an die Ticketinhaber ist der Donnerstag, 8. Oktober, da am nächsten Tag, Freitag, 8 Uhr, das F1-Wochenende beginnt.
Das heißt, man ist automatisch von der Veranstaltung ausgeschlossen, wenn man in einem Risikogebiet wohnt?
Nicht in letzter Konsequenz. Wer einen gültigen, negativen Corona-Test vorweisen kann, darf die Veranstaltung auch dann besuchen, wenn er aus einem Risikogebiet kommt. Hier beziehen wir uns auf die Einreisebestimmungen des Auswärtigen Amts und national auf die Bestimmungen für gültige Corona-Tests des Robert-Koch-Instituts. Um diese individuellen Fragen per Mail und spätestens vor Ort klären zu können, haben wir eine Servicestelle speziell für solche Anfragen eingerichtet. Auch darüber wurden die Ticketinhaber bereits informiert. Es ist unser erklärtes Ziel, trotz aller Vorgaben, die wir einhalten müssen, einen erstklassigen Dialog, Service und Hilfestellungen zu bieten.
Könnte die Veranstaltung ausfallen, wenn die Zahlen im Kreis Ahrweiler einen 7-Tage-Inzidenz von 30 erreichen oder übersteigen?
Das ist im Moment zum Glück äußerst unwahrscheinlich. Wir haben einen stabilen Inzidenz-Wert. Sollten die Werte dennoch unerwartet derart stark ansteigen, würde das Rennen selbst auf jeden Fall stattfinden. Was mit den Zuschauern wäre müsste man dann neu klären.
Und was passiert, wenn ein Ticketinhaber Corona-bedingt nicht zur Formel 1 anreisen darf?
Im Ernstfall bekommt jeder einzelne Ticketinhaber sein Geld zurück! Ohne Diskussion. Wir leben in Zeiten, in denen man Vertrauen und Sicherheit schaffen muss. Hier können sich die Fans auf uns verlassen.
Bei diesen ganzen Unsicherheiten und Verpflichtungen. Wie sehr kann man sich auf so ein großes Event überhaupt noch freuen?
Sehr. Aber hier geht es nicht um das einzelne Event, sondern eher um den gesamten Prozess und die Lösungen, die wir im Rahmen den Pandemie immer wieder gefunden haben. Wir haben seit April verschiedene kontaktlose Angebote wie die Touristenfahrten, unsere Formel-Kurse, Sportfahrertrainings und Angebote nach und nach an den Start gebracht. Wir konnten als erste Location in Deutschland wieder Zuschauer auf der Tribüne begrüßen und haben nun die Formel 1 am Nürburgring, die im Veranstaltungsnamen auch noch die Verbundenheit zur Region zeigt. Wir sind absolut stolz darauf, was wir in diesen schwierigen Zeiten bereits ermöglicht haben. Das ist ein Erfolg des gesamten Nürburgring-Teams. Für den Nürburgring und für die Region, die nach wie vor eng mit uns verknüpft ist. Auch uns hat die Krise stark beeinträchtigt. Zu Beginn waren alle Mitarbeiter in Kurzarbeit. Das hat sich niemand ausgesucht, ist aber leider Corona-bedingt nicht zu ändern. Wir konnten die Situation mit jedem Angebot, mit jeder Veranstaltung Stück für Stück verbessern und ich bin wirklich dankbar dafür, wie das Team die Herausforderungen angenommen und das alles möglich gemacht hat. Die Veranstaltungsbranche hat vielleicht die am stärksten bedrohten Arbeitsplätze in dieser Zeit und wir arbeiten weiterhin gemeinsam hart daran, jeden einzelnen am Nürburgring zu erhalten. Das ist unser Ziel. Jedes erfolgreiche Event, jede durchgeführte Veranstaltung hilft dabei. Und deshalb freue ich mich selbstverständlich auch auf die Formel 1.
Was wünschen Sie sich für das Wochenende?
Eine tolle Atmosphäre, glückliche Fans die bei der Formel-1-Premiere von Mick Schumacher dabei sein können und natürlich ein packendes Rennen erleben. Darüber hinaus wünsche ich mir, dass sich all unsere Vorbereitungen auszahlen, die wir in gerademal zehn Wochen durchführen mussten und dass wir Deutschland, die Eifel und unsere Rennstrecke bestmöglich präsentieren. Sportlich weiß ich, dass es im Moment nicht besonders realistisch ist, dass Sebastian Vettel vorne mitmischen könnte – aber da der Nürburgring immer für eine Überraschung gut ist, hoffe ich auch für ihn das Beste und wünsche ihm viel Erfolg für seinen Heim-Grand-Prix.
Text und Bild: Nürburgring Media