Nach der GT4-Premiere im vergangenen Jahr setzt die Schaeffler Paravan Technologie GmbH & Co.KG das erste Mal in der Geschichte des Langstreckenrennens ein GT3 Fahrzeug ohne mechanische Verbindung zwischen Lenkeinheit und Lenksäule auf der härtesten Rennstrecke der Welt ein.
Die Herausforderung für den Mercedes-AMG GT3 #25 mit Space Drive: Der Technologieträger, ausgerüstet mit der Steer-by-Wire Technologie kommt in diesem Jahr beim ADAC Total 24h Nür-burgring zum Einsatz und ist damit das erste GT3 Fahrzeug in der 49-jährigen Geschichte des legendären Langzeitrennens, welches ohne mechanische Verbindung zwischen Lenkeinheit und Lenkgetriebe auskommt. „Es ist der nächste logische Schritt im Rahmen des Space-Drive Entwicklungsprogramms“, sagt Roland Arnold, Geschäftsführer der Schaeffler Paravan Technologie GmbH & Co. KG, der die Technologie aus der Behindertenmobilität heraus entwickelt hat. „Wir entwickeln hier auf dem härtesten Testumfeld der Welt.“
Die Nordschleife ist eine sehr anspruchsvolle und materialintensive Strecke und in diesem Zusammenhang auch für die Industrie ein sehr wichtiges Testfeld. Das Qualifikationsrennen am kommenden Wochenende ist die erste Bewährungsprobe für den Mercedes-AMG GT3 auf diesem Kurs. „Die Testresultate auf der Nordschleife im April haben uns überzeugt diesen Schritt zu gehen“, sagt Klaus Graf, Mitglied der Geschäftsleitung der Schaeffler Paravan, der die Tests als erfahrener Nordschleifenfahrer selbst gefahren ist. „Wir haben über die Wintermonate intensiv weiterentwickelt und sehr gute Testresultate erzielt. Die Erkenntnisse auf diesem legendären Kurs, sind deutlich größer als auf jeder anderen Rennstrecke. Wir versprechen uns hier einen wichtigen Input für die weitere Entwicklung für Space Drive 3, sei es mit Blick auf das funktionale Sicherheitskonzept des Systems oder auf die mechanische Belastbarkeit der Komponenten.“ Bereits im vergangenen Jahr war die Space Drive Technologie beim 24h-Rennen erfolgreich im Einsatz und konnte sich gut im Feld behaupten. Wie im Vorjahr wird das Space Drive Team von W&S Motorsport technisch unterstützt.
Das Cockpit wird von drei erfahrenen Langstreckenspezialisten komplettiert: dem Briten Darren Turner und seinen deutschen Kollegen Dominik Farnbacher sowie Tim Scheerbarth, der bereits im vergangenen Jahr im Space Drive Cockpit gesessen hat „Zwischen GT3 und GT4 ist ein gewaltiger Unterschied. In diesem Bereich treffen wir auf die Werksportteams, die sich seit Jahren intensiv auf dieses Rennen am Nürburgring vorbereiten“, sagt Tim Scheerbarth, „Das System hat ein weiteres Jahr Entwicklungsarbeit erfahren. Die Unterschiede sind enorm. Das Qualifikationsrennen am Wochenende wollen wir dazu nutzen, um als Team zusammenzuwachsen. Als Fahrer konzentrieren wir uns darauf die Lenkung, das Fahrzeug und die Strecke zu einer guten Einheit zu verbinden.“
„Die Rennen auf der Nordschleife sind immer ein Highlight des Jahres, ganz besonders das 24-Stunden-Rennen“, sagt Darren Turner. „Es ist ein sehr spannendes Projekt. Ich freue mich zu sehen, wie es sich anfühlt, wenn es keine mechanische Verbindung zwischen dem Lenkrad und Lenkgetriebe gibt. Der Motorsport ist perfekt dafür geeignet, Technologien voranzutreiben und Komponenten unter den härtesten Bedingungen zu testen.“ Auch Langstreckenspezialist Dominik Farnbacher freut sich auf die neue Herausforderung: „Ich bin schon einige Male die 24h mitgefahren, aber noch nie mit solch einer Technologie bzw. ohne Lenksäule. Ich bin sehr optimistisch, dass das Projekt erfolgreich sein wird und habe großes Vertrauen in die Technologie von Schaeffler Paravan. Wir werden unter härtesten Bedingungen testen und zeigen, dass die Technologie der Belastung gewachsen ist.“
Das elektronische Fahr- und Lenksystem Space Drive von Schaeffler Paravan ist eine Schlüsseltechnologie für das autonome Fahren in Level 5, die ursprünglich aus der Behindertenmobilität entstanden ist. Durch den Wegfall der Lenksäule können zukünftige Fahrzeugkonzepte völlig neu gedacht werden, neue Innenraumkonzepte werden so möglich. Seit zwei Jahren ist die Steer-by-Wire-Technologie vom Deutschen Motor Sport Bund (DMSB) zugelassen und wird seitdem unter den harten Bedingungen des Rennsports getestet. Die Lenktechnologie ist Bestandteil im Reglement des GTC Race und seit diesem Jahr in der DTM und wird so im Rennsporttempo weiterentwickelt.
Das 24h-Rennen auf dem Nürburgring zählt seit 1970 neben den 24h Le Mans zu den härtesten und prestigeträchtigsten Rennen der Welt. Der Wettkampf zwei Mal rund um die Uhr auf der 25,378 Kilometer langen Variante aus Grand-Prix-Strecke und Nordschleife wird vom 3. bis zum 6. Juni ausgetragen. Knapp 90 Teilnehmer haben sich unter besonderen Bedingungen der Corona-Pandemie für das Qualirennen eingeschrieben. Beim 24h-Rennen wurden seit dem Bestehen immer auch neue Prototypen an Rennwagen sowie innovative Techniken einem unvergleichbaren Härtetest ausgesetzt. Seit der Eröffnung des Nürburgrings 1927 gilt die Weisheit: „Jeder lobt, was Nürburgring erprobt.“
Text: Schaeffler Paravan
Bild: Max Bermel