Der Kampf um die Krone des FIA Tourenwagen-Weltcups (WTCR) 2021 geht nächste Woche in Italien in die entscheidende Phase. Auf dem Adria International Raceway wird das vorletzte Rennwochenende der ultraspannenden Saison ausgetragen.
Genau wie das Autodrom Most und der Circuit Pau-Arnos ist auch die 3,745 Kilometer lange Strecke aus der Adria neu im WTCR-Kalender. Obwohl die Fahrer auf dem Adria International Raceway vor der Saison getestet haben, hat keiner von ihnen dort jemals ein Rennen bestritten.
Das macht die beiden Freien Trainings am Samstag noch wichtiger als sonst. Die Fahrer und deren Teams werden dann daran arbeiten, das richtige Set-up für das dreiteilige Qualifying herauszufahren.
Das Land Italien gilt als die Heimat des Tourenwagen-Sports. Dort wurde 1987 der erste Lauf der FIA Tourenwagen-Meisterschaft und 1993 das erste Rennen des FIA Tourenwagen-Weltcups ausgetragen. Zusätzlich feierte die WTCC 2005 ihre Wiedergeburt in Italien. Im Jahr 2021 gastiert nun also der WTCR zum ersten Mal hier. Diese „Heimkehr“ wird von den Fans mit Spannung erwartet, insbesondere weil Lokalmatador und Rennsportlegende Gabriele Tarquini der erste „König“ des WTCR geworden ist.
„Es ist toll, endlich in Italien Rennen zu fahren. Ich habe hier viele Fans, besonders im letzten Abschnitt meiner Karriere. Ich bin Italiener und liebe mein Land“, sagte der Fahrer aus dem Team BRC Hyundai N LUKOIL Squadra Corse. „2017 [das letzte Mal, als ein WTCC-Event in Italien stattfand] konnte ich nicht dabei sein, weil ich den Großteil der Saison aussetzen musste. Mein letztes Rennen in Italien ist also schon eine Weile her.“
Garbriele Tarquini ist einer von zehn Piloten aus dem aktuellen Fahrerfeld, die 2021 ein WTCR-Rennen gewinnen konnten. Doch beim Rennwochenende an der Adria wird mit Nicola Baldan ein weiterer Italiener Teil der Startaufstellung sein. Baldan gewann 2017 die Campionato Italiano Turismo. Die beiden Lokalmatadoren fahren jeweils einen mit Goodyear-Reifen ausgerüsteten Hyundai Elantra N TCR. Nach seinem Wildcard-Einsatz beim Rennwochenende in Ungarn gilt Nicola Baldan nun als regulärer Teilnehmer, wodurch er berechtigt ist Punkte für die Fahrermeisterschaft und für die WTCR-Trophy zu sammeln. Außerdem muss er während der Rennen keine zehn Kilogramm Ausgleichsgewicht tragen.
Das Rennwochenende in Italien hat für das Team BRC Racing eine besondere Bedeutung. Der Sitz der Mannschaft liegt in Cherasco in der Provinz Cuneo im Nordwesten des Landes. Das italienische Team brachte die ersten beiden „Könige“ des WTCR, Garbriele Tarquini und Norbert Michelisz, hervor. Den letzten Rennsieg feierte man im Oktober beim zweiten Rennen in der Tschechischen Republik.
Doch Italien ist die Heimat eines weiteren WTCR-Teams. Die Mannschaft von Target Competition, die in dieser Saison zum ersten Mal ganzjährig am WTCR teilnimmt, kommt aus dem Ort Andrian, der in der Nähe von Bozen in Norditalien liegt.
Außerdem werden die Honda Civic Type R TCR, die von den Teams ALL-INKL.COM Münnich Motorsport und ALL-INKL.DE Münnich Motorsport eingesetzt werden, von JAS Motorsport in der Nähe von Mailand gebaut.
Im Gegensatz zum langjährigen Titelanwärter Esteban Guerrieri gewannen mit Néstor Girolami, Tiago Monteiro und Attila Tassi bereits drei Honda-Fahrer in dieser Saison ein Rennen. Allerdings ist Guerrieri nach starken Leistungen in der Tschechischen Republik und in Frankreich am besten in der Meisterschaft platziert. Vor dem Rennwochenende in Italien beträgt sein Rückstand auf den von Goodyear präsentierten #FollowTheLeader Yann Ehrlacher gerade einmal 22 Punkte. Er wird bereit sein, jeden Fehler des Franzosen auszunutzen, um an ihm vorbeizuziehen. Doch der amtierende „König“ des WTCR aus dem Team Cyan Racing Lynk & Co leistet sich nur selten einen Ausrutscher.
Jean-Karl Vernay, der italienisch spricht, feierte bei seinem Heimspiel in Frankreich seinen zweiten Saisonsieg. Der Mann aus dem Team Engstler Hyundai N Liqui Moly Racing Team kommt also in absoluter Top-Form und mit gerade einmal 16 Punkten Rückstand auf Yann Ehrlacher nach Italien. Teamkollege Luca Engstler gewann am vergangenen Wochenende zum siebten Mal die TCR Deutschland. Diesen Schwung möchte er mit nach Italien nehmen.
Frédéric Vervisch gewann wie Jean-Karl Vernay zum zweiten Mal in dieser Saison in Frankreich. Das dieses Kunststück bisher nur zwei Fahrern gelungen ist, zeigt wie eng es im aktuellen Titelkampf zugeht.
Vervischs Teamkollege, Gilles Magnus, gewann 2021 ebenfalls ein Rennen. Doch der Belgier erlebte zwei schwierige Wochenenden in der Tschechischen Republik und in Frankreich, weswegen er vor dem Rennwochenende in Italien „einen kompletten mentalen Neustart“ durchführen wollte, um seinen Titel in der WTCR-Juniorenmeisterschaft zu verteidigen. Genau wie seine Werkskollegen Nathanäel Berthon und Tom Coronel, die beide Rennsiege im WTCR vorweisen können, fährt er einen Audi RS 3 LMS der zweiten Generation.
Das Zengő-Motorsport-Quartett rund um Mikel Azcona, Bence Boldizs, Jordi Gené und Rob Huff erlebte in Frankreich ein rabenschwarzes Wochenende. Der CUPRA Leon Competición, mit dem sie antreten, hatte nicht die Pace um mit den Führenden mitzuhalten. Sie wollen nun auf der Adria zurückschlagen.
Für die Lynk-&-Co-Fahrer lief es in Frankreich deutlich besser. Thed Björk, Yvan Muller und Santiago Urrutia landeten allesamt auf dem Podium.
Text und Bilder: FIA WTCR Pressemeldung