DAS ERSTE RENNEN IN ITALIEN: SANTIAGO URRUTIA ÜBERHOLT ESTEBAN GUERRIERI UND GEWINNT
Obwohl er seine Führung am Start des ersten Rennens in Italien gegen Esteban Guerrieri verlor, feiert Santiago Urrutia auf dem Adria International Raceway seinen zweiten Saisonsieg.
Esteban Guerrieri aus dem Team ALL-INKL.COM Münnich Motorsport kam in seinem Honda Civic Type R TCR besser von der Linie weg als Polesitter Santiago Urrutia aus dem Team Cyan Performance Lynk & Co. Doch der Uruguayer schlug mit einem entschlossenen Manöver in der letzten Kurve der ersten Runde zurück und übernahm wieder die Führung, die er bis zur Zielflagge nicht mehr abgeben sollte.
Er bereitete das Manöver bereits in der vorletzten Kurve vor, um sich anschließend auf die Innenbahn zu setzten und sich seinen Weg an Gurrieri vorbei zu kämpfen. „Er hat mich in der letzten Kurve getroffen“, beschwerte sich der Argentinier, der sich nun gegen Tom Coronel aus dem Team Comtoyou DHL Audi verteidigen musste.
Der Niederländer setzte sich am Ende der zehnten Runden mit einem tollen Manöver auf der Außenbahn gegen Guerrieri durch. Der versuchte den Platz zu Beginn von Runde 11 zurückzuerobern, musste allerdings kurz danach aufgeben. Damit feierte Tom Coronel mit Platz zwei sein zweites Podium in dieser Saison.
„Ich wusste, dass der Start schwierig werden würde“, sagte Urrutia. „Dort ist Honda immer ein bisschen besser als wir. Doch dann ließ Esteban die Tür offen und ich konnte ihn überholen. Danach kontrollierte ich das Rennen. Das ist ein tolles Ergebnis und ich freue mich für das Team.“
Urrutia äußerte im Funk Bedenken über den Zustand seiner Bremsen während des Rennens, aber er sagte, es sei kein größeres Problem gewesen. „Mein Auto war in Ordnung. Wenn man hart pusht, ist das normal. Die Strecke strapaziert die Bremsen mit ihren Haarnadelkurven ziemlich stark.
Dahinter kämpften Norbert Michelisz und Yvan Muller um Rang vier. Frédéric Vervisch arbeitete sich von Startplatz neun auf Rang sechs vor. Sein Teamkollege Gilles Magnus kam hinter ihm ins Ziel. Während des Rennens schienen die beiden Audi-Piloten zum Wohle der Titelhoffnungen von Vervisch zusammenzuarbeiten. Die beiden besiegten Néstor Girolami, der von Startplatz fünf auf Rang acht zurückfiel.
Jean-Karl Vernay machte das Beste aus seinem zwölften Startplatz und kämpfte sich durch das Feld bis auf Rang neun vor. Dabei kam es zu einer Kollision mit Nathanaël Berthon, dessen Audi dabei in der Leitplanke landete. Der Franzose schaffte es wieder auf die Strecke, musste im Anschluss aber an die Box zurückkehren.
Lokalmatador Gabriele Tarquini komplettierte die Top 10. Er überholte zu Beginn der letzten Runde den von Goodyear präsentierten #FollowTheLeader Yann Ehrlacher. Dieser hielt sich im Reverse-Grid-Rennen zurück und sammelte dabei wichtige Punkte.
Der Franzose liegt vor dem zweiten Rennen 21 Punkte vor Urrutia und Guerrieri, die punktgleich auf Platz zwei liegen. Vernay ist nun Vierter und verkürzte seinen Rückstand auf Ehrlacher von 26 auf 24 Punkte.
Die weiteren Punkteränge belegten Mikel Azcona (Zengő Motorsport CUPRA Leon Competición), Thed Björk (Lynk & Co), Rob Huff (CUPRA) und Luca Engstler (Hyundai).
DIE STIMMEN DER TOP 3 DES ERSTEN RENNENS IN ITALIEN
Santiago Urrutia gewann das erste Rennen in Italien vor Tom Coronel und Esteban Guerrieri. Das hatten die Drei im Anschluss zu sagen.
Santiago Urrutia (Cyan Performance Lynk & Co, Lynk & Co 03 TCR): Erster Platz
„Es war ein schwieriges Rennen. Ich wusste, dass die Honda besser starten als wir. Ich glaube, auch Tommy war schneller als ich, aber ich konnte die Tür in Kurve 1 schließen. Esteban hatte einen wirklich guten Start, aber ich wusste, dass es auf dieser Strecke schwierig ist, zu überholen. Mir war klar, dass ich es frühzeitig versuchen würde müssen, wenn meine Reifen noch frisch sind. Ich weiß, dass die Strecke eng und das Überholen schwierig ist, aber es gibt nichts zu sagen, es war einfach gut. Von vorne war es nicht einfach, ich habe sehr hart gepusht, um eine Lücke zu schaffen, und schließlich habe ich den Sieg geholt. Ich freue mich für mich selbst über einen weiteren Sieg in dieser Saison und auch für das Team, das mir ein wirklich gutes Auto zur Verfügung stellt. Ich hatte einige Vibrationen im Auto und litt sehr unter den Bremsen, aber ich glaube, so ziemlich jeder hatte das gleiche Problem. Aber zum Glück war ich vorne und konnte es im Grunde kontrollieren. Wir starten von Platz zehn in Rennen 2 und werden sehen, wie es sich von weiter hinten anfühlt, aber ich hoffe, dass es okay sein wird. Es war schön zu gewinnen.“
Tom Coronel (Comtoyou DHL Team Audi Sport, Audi RS 3 LMS): Zweiter Platz
„Ich hatte einen guten Start, aber ich konnte nicht zwischen den beiden Jungs durchschlüpfen, weswegen ich Urrutia ziehen lasen musste. Aber ich sah, dass sie ziemlich auf Krawall gebürstet waren, und in der ersten Runde konnte ich sehen, dass sie nach Lücken suchten, um reinstechen zu können. Schließlich setzte Urrutia ein riskantes Manöver und ich dachte mir: „Was machst du jetzt?“ Dann hieß es für mich, ein wenig Abstand zu Michelisz zu gewinnen und zu sehen, was dort passiert. Ich habe gesehen, dass mein Auto auf der langen Strecke schnell war, und schließlich konnte ich ein wenig Druck auf Guerrieri ausüben und dann haben sie mir gesagt: „Tommy, es sind nur noch sieben Runden zu fahren!“ Wir mussten also die Lücke auf ein paar Meter schließen. Anschließend haben wir angeklopft, aber das gehört im Tourenwagensport dazu. Wir waren drei Kurven lang Seite an Seite, da haben wir uns gegenseitig Platz gelassen und ich konnte den zweiten Platz übernehmen. Ich habe sehr hart gepusht und in der letzten Runde wollte ich sehen, ob ich Urrutia noch abfangen kann, aber er war zu weit weg, aber ich bin sehr zufrieden mit Platz zwei.
Esteban Guerrieri (ALL-INKL.COM Münnich Motorsport, Honda Civic Type R TCR): Dritte Platz
„Ja, es war ein guter Start. Natürlich wusste ich, dass es ein hartes Rennen werden würde, denn die blauen Autos waren das ganze Wochenende über schneller und leichter als wir. Ich wollte versuchen, um die Position zu kämpfen, aber ich wusste, dass es schwer werden würde. Dennoch ist es nicht die feine Art, mich in der ersten Runde anzuschieben, um mich dann in der vorletzten Kurve von der Strecke aus Gras zu scheiben. So überholt man nicht und das macht mich sauer. Wir alle wissen, wie man Rennen fährt und wie viel man sich erlauben kann im Zweikampf. Dabei kann man leicht über das Limit gehen, aber fair ist es trotzdem nicht. Ich war im Anschluss sehr sauer und habe dann noch den zweiten Platz an Tom Coronel verloren. Außerdem hatte ich ein Problem mit der Schaltung, die anstatt in den dritten immer in den zweiten Gang wechselte. So konnte mich Tom überholen. Es war eigentlich genau das gleiche wie von Santiago, aber ich habe ihn nicht außen gedrängt, weil der Platz nun mal ihm gehörte. Dabei hätte ich ihn auch abdrängen können, aber ich habe es nicht getan und so eine Position verloren. Das gefällt mir natürlich nicht, aber das gehört zum Rennsport. Das ist das beste Beispiel, um zu sehen, ob jemand fair fährt oder nicht und das macht mich so sauer. Ich kenne Santi [Urrutia] sehr gut und wir haben außerhalb der Rennstrecke ein gutes Verhältnis. Aber auf der Strecke gibt es Dinge, die man tun darf und welche, die man nicht tun darf und die bestraft werden sollten. Das ist meine Meinung. Aber am Ende steht ein Podiumsplatz, wofür ich mich für das Team und Honda freue. Im zweiten Rennen müssen wir versuchen ein paar Plätze gutzumachen.“
DAS ZWEITE RENNEN IN ITALIEN: EHRLACHER FEIERT SEINEN ZWEITEN SAISONSIEG
Yann Ehrlacher baut seinen Vorsprung als der von Goodyear präsentierte #FollowTheLeader im FIA Tourenwagen-Weltcup (WTCR) mit einem Start-Ziel-Sieg auf dem Adria International Raceway weiter aus.
Der amtierende „König“ des WTCR führte bei seinem zweiten Saisonerfolg das gesamte Rennen vor Frédéric Vervisch aus dem Team Comtoyou DHL Audi an, der sich dank seines zweiten Platzes auf Rang zwei in der Meisterschaft vorarbeitete. Er ist jetzt punktgleich mit Esteban Guerrieri. Beide gehen mit einem Abstand von 35 Punkte zu Yann Ehrlacher in das finale WTCR-Rennwochenende 2021 in Russland.
Ehrlacher zog beim Start direkt nach links, um sich die Führung vor Frédéric Vervisch und dessen Teamkollegen Gilles Magnus in Kurve 1 zu sichern. Die beiden übten in den ersten Kurven starken Druck auf den Lynk & Co aus. Währenddessen fiel Thed Björk, der als Vierter gestartet war, nach hinten zurück.
Weiter hinten im Feld entwickelte sich ein richtiges Drama. Yvan Muller und Néstor Girolami, die als Fünfter und Sechster ins Rennen gegangen waren, kollidierten miteinander. Girolamis Honda Civic Type R TCR wurde anschließend in eine weitere Karambolage mit Tom Coronel und Jean-Karl Vernay verwickelt, als er versuchte, wieder auf die Strecke zu kommen. Das Auto des Franzosen Vernay wurde dabei so stark beschädigt, dass er an die Box kommen und das Rennen als Letzter beenden musste. Mit diesem Ergebnis scheint sein Titeltraum geplatzt zu sein.
Girolami kehrte wütend an die Box zurück: „Muller hat mich hinten getroffen und von der Strecke gedrängt“, sagte er. „Das war völlig unnötig.“
Die beiden Audi-Piloten Vervisch und Magnus wurden hinter Yann Ehrlacher Zweiter und Dritter. Yvan Muller wurde das gesamte Rennen von Lokalmatador Gabriele Tarquini gejagt. Der Italiener kämpfte sich von Startplatz 12 auf Rang fünf vor. Doch den Franzosen Muller konnte er nicht mehr einholen.
Esteban Guerrieri arbeitete sich von Rang neun auf Platz sechs vor und liegt damit vor dem finalen WTCR-Rennwochenende 2021 auf dem dritten Platz in der Meisterschaft. Er beendete das Rennen vor Norbert Michelisz und dem wieder genesenen Thed Björk. Luca Engstler erkämpfte sich im Zweikampf mit Rob Huff den neunten Platz.
DIE STIMMEN DER TOP 3 DES ZWEITEN RENNENS IN ITALIEN
Auf dem Podium standen nach dem zweiten Rennen in Italien Yann Ehrlacher, Frédéric Vervisch und Gilles Magnus.
Yann Ehrlacher (Cyan Racing Lynk & Co, Lynk & Co 03 TCR): Erster Platz
„Mit der Poleposition hatten wir einen guten Start in das Wochenende. Die Runde in Q1 war schon nicht schlecht, aber meine Q3-Runde war noch besser. Wir haben zum richtigen Zeitpunkt alles zusammengebracht. Das ist besonders jetzt, kurz vor dem Saisonende wichtig. Ich habe ein schwieriges erstes Rennen erwartet und wollte dabei kein Risiko eingehen. Meine Konzentration galt ganz dem zweiten Rennlauf. Besonders weil wir in den vergangenen Rennwochenenden einige schlechte Starts gehabt haben. Aus diesem Grund hat das Team gestern bis spät in die Nacht gearbeitet und ein neues System im Auto installiert, an das wir uns erst gewöhnen mussten. Vielen Dank an sie, sie haben uns heute gerettet. Der Start war sehr gut und ich konnte die Führung in die erste Kurve hinein verteidigen. Dann habe ich ein paar Runden die Symphonie gespielt, die ich spielen musste, wodurch wir das Rennen nachhause bringen konnten. Darüber freue ich mich riesig und ich kann dem Team gar nicht genug dafür danken, dass sie mir so ein tolles Auto zur Verfügung gestellt haben, mit dem ich jedes Mal, wenn ich auf die Strecke gehe, pushen kann. Ich bin wirklich zufrieden mit der Arbeit, die wir alle zusammen leisten.“
Frédéric Vervisch (Comtoyou Team Audi Sport, Audi RS 3 LMS): Zweiter Platz
„Als Team hatten wir unser bisher bestes Wochenende. Wir haben wirklich gut zusammengearbeitet. Ich muss mich bei Gilles [Magnus], Tommy [Coronel] und Nathanaël [Berthon] bedanken, sie haben mir wirklich stark geholfen. Unsere Pace war eigentlich sogar besser als in Pau, aber wir haben sehr starke Konkurrenten, die an diesem Wochenende einfach besser waren als wir. Das macht es natürlich schwieriger, aber wir sind dennoch in der Lage, gute Resultate zu erzielen. Wir sind hier Zweiter geworden und es ist noch ein Rennwochenende übrig. Ich hoffe, dass wir in Russland wie der Teufel fliegen werden. Die Strecke [in Russland] könnte uns entgegenkommen. Dort gibt es lange Geraden und langgezogene Kurven. Aber wir müssen auf das Ausgleichsgewicht warten. Dennoch sollten wir dort stark unterwegs sein und ich hoffe, dass es genauso kommen wird.“
Gilles Magnus (Comtoyou Team Audi Sport, Audi RS 3 LMS): Dritter Platz
„Es ist schön wieder hier zu sein, nachdem wir eine schwierige Zeit hatten. In Most haben wir keinen Fehler gemacht aber wir hatten ein technisches Problem im Qualifying. Auf dem Circuit Pau-Arnos habe ich dann einen Fehler gemacht im Qualifying. In vier Rennen in Folge als Letzter zu starten, war definitiv nicht schön. Aber ich habe einen kompletten Neustart vollzogen und das Ganze hinter mir gelassen, wodurch wir jetzt hier stehen. Da wir nicht um die Meisterschaft kämpfen, ist es meine Aufgabe Fred zu helfen. Ich denke, das habe ich heute geschafft. Ich freue mich für das Team aber auch für mich selbst. Unsere Zusammenarbeit hat sich hier noch einmal verbessert, obwohl sie auch zu Saisonbeginn schon recht gut war. Ich spreche mittlerweile die gleiche Sprache wie Fred, wodurch unser Teamwork nochmal besser geworden ist. Damit bin ich sehr zufrieden. Wir werden in Sotschi sehen, wozu Fred in der Lage ist. Der Druck ist definitiv bei ihm und ich kann ihn nur unterstützen.“
Text und Bilder: FIA WTCR MEDIA