Drei Wochen nach dem Saisonstart des FIA Tourenwagen-Weltcups (WTCR) auf dem legendären Stadtkurs von Pau erwartet die Fahrer die nächste Herkulesaufgabe: Das Rennwochenende auf der Nordschleife des Nürburgringes.
Vom 26. bis 28. Mai müssen die Fahrer und Teams des WTCR die 25,378 Kilometer lange Runde, die einer Achterbahnfahrt gleicht, überstehen. Es ist der ultimative Test für Mensch und Maschine, denn auf der 2860 Meter langen Gerade und wegen des unvorhersehbaren Wetters in der Eifel kann jederzeit alles passieren.
Keine Strecke verursacht so viel Nervenkitzel, weswegen es auch nicht verwunderlich ist, dass die Nordschleife seit der ersten WTCR-Saison 2018 Teil des Rennkalenders ist. In diesem Jahr bestreitet die Königsklasse des Tourenwagensportes hier ihr zweites Rennwochenende.
Nach der Poleposition und dem Sieg im ersten Rennen in Frankreich ist Néstor Girolami der amtierende, von Goodyear präsentierte #FollowTheLeader. Doch der Argentinier aus dem Team ALL-INKL.COM Münnich Motorsport geht auch als Favorit in das zweite Rennwochenende der Saison, denn er hält den WTCR-Rundenrekord auf der Nürburgring-Nordschleife.
Der 32-jährige führt nach zwei ereignisreichen Rennen in Pau die Meisterschaft mit sechs Punkten Vorsprung an. Vor dem Rennwochenende in Deutschland hat er nun erklärt, wieso er auf der Nordschleife so gut zurechtkommt.
„Ich fahre gerne auf dieser Strecke, denn sie verlangt den Fahrern alles ab“, sagte der in Italien lebende Girolami. „Ich würde nicht behaupten, ich hätte übermäßig viel Erfahrung auf diese Strecke, aber ich fühle mich tatsächlich sehr wohl. Hier komme ich stets in den Flow und das gibt mir das nötige Selbstvertrauen, was auf der Nordschleife sehr wichtig ist, wenn man eine gute Rundenzeit erzielen. Gleichzeitig habe ich bisher immer das nötige Vertrauen in das Auto gehabt, wodurch ich stets in der Lage war, hier um die Poleposition zu kämpfen.“
Mit Juan Manuel Fangio (1954, 1956 und 1957) und Carlos Reutemann (1975) haben zwei Landsleute von Girolami den Großen Preis von Deutschland auf der Nordschleife gewonnen. Seitdem hat die Strecke bei den Argentiniern eine besondere Bedeutung.
„Hier zu fahren, ist etwas ganz Besonderes, wenn man weiß, dass diese beiden Legenden hier gewonnen haben. Dabei darf man aber auch nicht Torino [1969] vergessen“, sagte Girolami. „Als Esteban und ich 2020 gemeinsam auf der Poleposition standen, war das für die Leute in Argentinien ein besonderer Moment, weil sie sich an den Sieg von Torino erinnert fühlten. Dieser Sieg hat in Argentinien Motorsportgeschichte geschrieben, weswegen die Argentinier immer genau verfolgen, was auf der Nordschleife passiert und es macht mich unglaublich stolz, mein Heimatland in der Grünen Hölle zu vertreten.“
Obwohl Girolami mit einer 8:51.802 Minuten den WTCR-Rundenrekord auf der Nordschleife hält, blieb ihn der Rennsieg in der Grünen Hölle bislang verwehrt. Doch sein Teamkollege und Landsmann, Esteban Guerreri, konnte schon zwei Siege auf der Nordschleife feiern. Dabei gelang ihm 2020 eines der beeindruckendsten Überholmanöver in der WTCR-Geschichte, als er Yvan Muller auf nasser Fahrbahn auf der Außenbahn in der Aremberg-Kurve überholte.
Doch auch das deutsche Team LIQUI MOLY Engstler kann schon auf einen Heimsieg zurückblicken. Im vergangenen Jahr feierte man im zweiten Rennen mit Jean-Karl Vernay und Luca Engstler sogar einen Doppelsieg. Mit Tiago Monteiro hat man aber auch in diesem Jahr einen Nordschleifen-Sieger in den eigenen Reihen. Dieser gewann das erste Rennen 2021.
Die Lynk-Co-Fahrer Thed Björk, Yvan Muller, Hyundai-Pilot Norbert Michelisz und auch der amtierende „König“ des WTCR Yann Ehrlacher haben ebenfalls schon auf der Nordschleife triumphiert.
In diese Riege möchte auch der Spanier Mikel Azcona stoßen. Er reist mit einem Hochgefühl nach Deutschland, nachdem er das zweite Rennen in Pau gewonnen hat. Der Chinese Ma Qing Hua und der Uruguayer Santiago Urrutia standen mit ihm auf dem Podium.
HUFF FÜHRT DIE WTCR-TROPHY-MEISTERSCHAFT AN
Nach zwei Rennen führt der Tourenwagen-Weltmeister von 2012, Rob Huff, die WTCR-Trophy-Meisterschaft an, in der nur die Ergebnisse von Fahrern einfließen, die ohne die finanzielle Unterstützung eines Herstellers im WTCR antreten. Diese Meisterschaft wurde 2020 eingeführt und wurde bisher von Jean-Karl Vernay und Gilles Magnus gewonnen. Beim Rennwochenende in Pau waren Mehdi Bennani in Rennen 1 und Rob Huff in Rennen 2 die bestplatzierten WTCR-Trophy-Fahrer. HIER klicken für die vollständige Meisterschaftswertung der WTCR-Trophy.
TOM CORONEL BACKT IN DIESEM JAHR KLEINERE BRÖTCHEN
Tom Coronel hat bestätigt, dass er sich in diesem Jahr voll und ganz auf den WTCR konzentrieren möchte und deshalb nicht an den von TotalEnergies präsentierten 24 Stunden auf dem Nürburgring teilnehmen wird, die im Anschluss an das WTCR-Rennwochenende in Deutschland beginnen. Doch in diesem Jahr kollidiert das Tag-Nacht-Rennen mit seiner Expertentätigkeit beim niederländischen Fernsehen während des Formel-1-Grand-Prix in Monaco.
Text: FIA WTCR