Name: Jörg Müller
Team: Walkenhorst Motorsport
Fahrzeug: BMW M4 GT3
Rennserie: NLS
1. An wie vielen Rennen hast du in diesem Jahr teilgenommen und wie fällt dein Fazit zur abgelaufenen Saison aus?
Ich bin dieses Jahr bis auf das 12-Stunden-Rennen, bei dem ich bei der DTM in Spa Francorchamps für Walkenhorst Motorsport im Einsatz war, alle NLS Rennen und das 24h-Rennen oben auf der Nordschleife gefahren. Seit einigen Jahren bekomme ich erstmal mit wie viel schwerer es für einen „nicht Werksfahrer“ ist da oben in der Grünen Hölle ohne viel zu Testen zu performen. Aus diesem Grund muss ich wirklich sagen, dass ich mehr als zufrieden bin mit dem Verlauf der Saison. Vor allem, weil auch meine Teamkollegen riesen Schritte nach vorne gemacht haben. Der Beweis: Zwei Siege in der GT3 Pro Am Klasse bei NLS 8 und 2 oder 9.
2. Gab es in dieser Saison einen Moment an den du dich besonders gerne zurück erinnerst?
Jedes Mal wenn ich angeschnallt im Boliden sitze, die Boxenampel auf Grün geht und mich meine Jungs auf die Nordschleife loslassen ist aufs neue ein ganz, ganz besonderer Moment. Ich hoffe, dass ich das noch wirklich lange erleben darf.
3. Welches Rennen war für dich das härteste der abgelaufenen Saison?
Das härteste Rennen ist zwangsweise in jedem Jahr das Highlight auf der Nordschleife, das 24-Stunden-Rennen. Im Endeffekt ist das 24-H Rennen, die Veranstaltung, die die größte Vorbereitung des gesamten Teams und der Fahrer bedarf. Außerdem ist das die Veranstaltung, die für alle am längsten dauert und dich dadurch Physik und Psychisch am meisten stresst. Du reist schon dienstags an und am Sonntag nach dem Rennen bist du so platt und müde, dass du nicht mal mehr nach Hause fahren kannst.
4. Wie verbringst du die letzten Minuten vor einem Rennen? Gibt es da irgendein Ritual?
Ich mache jetzt seit meinem 6. Lebensjahr Motorsport. Das sind mittlerweile 47 Jahre. Am Vorstart oder vor dem Rennen hab ich schon wirklich viele verschiedene Dinge versucht. Hab mich alleine zurückgezogen oder umgedreht mit vielen Leuten gequatscht. Hat aber alles nichts genutzt, um schneller zu werden. Auf der Nordschleife verbringst du die letzten 12 Minuten in der Einführungsrunde. Du versuchst deine Reifen auf Temperatur und auf Druck zu bekommen, was mittlerweile richtig schwierig und hart ist.
5. Wie sieht der Motorsport deiner Meinung nach in 10 Jahren aus?
Oha! Ich hoffe, dass einer meiner Jungs dann immer noch Sprit in den Tank füllt. Wenn ich dann den Startknopf drücke, wird dieser Kraftstoff hoffentlich in den Verbrennungsraum eingespritzt und von einer Zündkerze entzündet. Das explosive Gemisch explodiert und treibt über einen Kolben die Kurbelwelle an. Hoffentlich entsteht dabei dann so viel Druck, dass ich über das Getriebe und die Antriebswellen die Hinterreifen durchdrehen lassen kann, während ich dem Sound meines Verbrennungsmotors lausche.....
6. Welches Antriebskonzept siehst du in der Zukunft als langfristige Alternative zum klassischen Verbrenner?
Das kommt sich doch immer auf den Einsatzort an. Für die Stadt und für Kurzstrecken sind kleine Elektrostadtflitzer sicher OK, wenn man mit grünem Strom lädt und nicht mit Strom aus Kohlekraftwerken oder Dieselgeneratoren. Ich werde aber weiterhin Verbrenner fahren und hoffe auf die Weiterentwicklung der Aggregate und der Kraftstoffe.
7. Hast du schon Pläne für die kommende Saison und wenn ja was ist geplant?
Eigentlich ist mein Plan auch 2023 bei Walkenhorst Motorsport zu fahren und im Motorsport zu arbeiten. Vorgesehen ist wieder die gesamte NLS und das 24 H Rennen oben am Ring im BMW M4 GT3. Außerdem werde ich meinen Job als Fahrzeugingenieur und Teamkoordinator für Walkenhorst in der GT4 weitermachen. Das wird wieder ein interessantes Jahr.
8. Wie verbringst du die Winterpause und wann wirst du in die Vorbereitung zur neuen Saison starten?
Die Vorbereitung auf die neue Saison beginnt immer schon am Ende der alten Saison. Mein Kopf arbeitet jetzt schon an der 2023 und ich freue mich drauf.