Die 24 Stunden von Le Mans stehen vor der Tür, und wie immer sind die Erwartungen und die Anspannung vor dem Höhepunkt der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft und dem wohl größten Rennen überhaupt groß. Es wird ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Team WRT sein, denn es ist das erste Mal, dass die belgische Mannschaft in der Königsklasse antritt, und das erste Mal, dass sie vier Fahrzeuge einsetzt: zwei BMW M Hybrid V8 unter dem Namen 'BMW M Team WRT' in der Hypercar-Klasse und zwei 'Team WRT' BMW M4 GT3 in der LMGT3-Klasse. Ein denkwürdiger Moment, der mit einigen Sonderlackierungen gebührend gefeiert wird.
Das 24-Stunden-Rennen von Le Mans 2024, das zum 92. Mal ausgetragen wird, verspricht nicht weniger glorreich zu werden als die Jubiläumsausgabe im vergangenen Jahr, denn sowohl in der Hypercar- als auch in der LMGT3-Klasse wird es zu einem Kampf der Titanen kommen.
Das Team WRT geht mit leicht unterschiedlichen Ambitionen an die beiden Herausforderungen heran, wie Teamchef Vincent Vosse unterstreicht: „Es ist das vierte Mal, dass wir nach Le Mans fahren, aber es wird unser Debüt in der Königsklasse sein. Allein die Tatsache, dass wir dort die Farben eines Top-Herstellers wie BMW vertreten und mit dem größten Starterfeld antreten, das wir je nach Le Mans gebracht haben, macht uns stolz auf das, was wir als Team erreicht haben. Aber das ist eine Überlegung, die uns nur ein paar Minuten lang beschäftigt. Das wirklich Wichtige ist der Wettbewerb, der vor uns liegt. Bei Hypercar ist es schwierig zu sagen, was unsere Ambitionen sein können. Wir haben einen ereignisreichen und gleichzeitig vielversprechenden Saisonstart hinter uns, und wir befinden uns noch in einer Entwicklungsphase. Es ist schwierig, Vorhersagen zu treffen, bis wir in Le Mans auf der Strecke sind. Dann werden wir wissen, wo wir und die anderen in Sachen Leistung stehen. Wir werden unser Bestes geben, ohne uns mehr Druck zu machen, als wenn wir die Farben einer Spitzenmarke verteidigen, die eine Siegermentalität hat und hier vor 25 Jahren erfolgreich war.“
Vosse weiter: „Was den LMGT3 betrifft, so ist das Ziel, die in Spa verlorenen Punkte wieder aufzuholen. In Imola haben wir mit unserer Strategie gewonnen, aber in Spa hatten wir viel Pech. Wir hatten den idealen Plan, als Tabellenführer nach Le Mans zu kommen, aber das ist nicht der Fall, also ist das Ziel, die Lücke hier zu schließen. Wir haben ein konkurrenzfähiges Auto und tolle Fahrer, also werden wir versuchen, ein perfektes und fehlerfreies Rennen zu fahren. Wir alle wissen, dass sich das bei 24-Stunden-Rennen in der Regel auszahlt.“
Vosse vernachlässigt nicht die Aspekte jenseits des Rennsports, die Le Mans mit sich bringt, und denkt an die WRT-Fahrer, die in diesem Jahr ihr Debüt in Le Mans geben werden (Leung, Marciello, Rossi, van der Linde und Wittmann): „Es ist beeindruckend zu sehen, dass die Veranstaltung nicht aufhört, Jahr für Jahr zu wachsen. Wenn man bedenkt, dass ein Teil des Personals bereits seit mehr als zwei Wochen vor Ort ist, um die Vorbereitungen zu treffen, wird einem klar, dass das eine große Sache ist! Ich sehe auch die Emotionen unserer Fahrer, vor allem derer, die zum ersten Mal in Le Mans antreten werden. Sie werden einen magischen Moment erleben. Selbst für eine Rennfahrer-Ikone wie Vale wird es ein ganz besonderer Moment sein, ein wahrgewordener Traum, wie er schon bei unserem ersten Gespräch sagte.“
Ein solch besonderes Ereignis verdient besondere Lackierungen, und BMW und das Team WRT werden zur Freude der Fans und Modellauto-Sammler drei davon beisteuern. Wie bereits bekannt, wird der BMW M Hybrid V8 #20, der von Robin Frijns, René Rast und Sheldon van der Linde gefahren wird, das 20. BMW Art Car sein. Das in der vergangenen Woche bei einer Weltpremiere im Pariser Centre Pompidou enthüllte Kunstauto 2024 trägt die Signatur der New Yorker Künstlerin Julie Mehretu und setzt die Tradition der Verbindung von Kunst und Rennsport fort, die BMW 1975 mit Alexander Calder begründet hat.
Die beiden BMW M4 GT3 werden in Le Mans auch eine spezielle Lackierung tragen, mit zweifarbigen Streifen, in den traditionellen Farben Blau und Gelb für das Auto mit der Nummer 46 von Ahmad Al Harthy, Maxime Martin und Valentino Rossi, in Weiß und Rot für das Auto mit der Nummer 31 von Augusto Farfus, Sean Gelael und Darren Leung. Die Lackierung ist an das Design des BMW 3.0 CSL angelehnt, der 1977 die IMSA-Klasse gewann und nach dem Namen seines Sponsors, eines Jeansherstellers, als „UFO-BMW“ bekannt war. Er wurde von der belgischen Mannschaft Luigi Racing vorbereitet und betrieben und von Spartaco Dini, Jean Xhenceval und Pierre Dieudonné gefahren. Letzterer ist ein wichtiges Mitglied des Teams WRT und wird in Le Mans als Co-Sporting Director des LMGT3-Teams fungieren. Die Hommage an Pierre ist eindeutig, wie Vincent Vosse erklärt: „Es ist eine nette Anspielung auf unseren Freund Pierre, eine verehrte Figur in Le Mans und in unserem Team, und eine schöne Art, einen großen BMW-Sieg und ein Team, Luigi Racing, zu feiern, das viel für den belgischen Motorsport getan hat. Dieses Auto hat auch eine besondere Bedeutung für mich. Ich war damals ein fünfjähriges Kind, aber diese auffällige Lackierung hat mich magnetisch angezogen, es ist tatsächlich die erste Rennerinnerung, die ich habe.“
Pierre Dieudonné seinerseits quittiert die Ehrung mit der Weisheit, die sich aus einer sechs Jahrzehnte langen Beziehung zu Le Mans ergibt, als Journalist, Fahrer (11 Starts, vier Klassensiege, sieben Top-10-Gesamtplatzierungen), Teamchef und Sportdirektor. „Es ist eine nette Idee des Teams und ich bin dankbar für die Aufmerksamkeit“, sagt er. „1977 war das erste 24-Stunden-Rennen von Le Mans, an dem ich teilnahm. In jenem Jahr verteidigten Jean Xhenceval und ich den 1976 errungenen europäischen Tourenwagentitel, und in der Woche vor Le Mans fuhren wir in Brünn, damals jenseits des Eisernen Vorhangs. Luigi hatte uns in letzter Minute gesagt, dass wir, wenn wir das Auto in Brünn nicht kaputt machen würden, in Le Mans anhalten und auf dem Rückweg nach Belgien die 24 Stunden fahren würden! Er hatte die Zulassung und eine Ausnahmeregelung, um angesichts der langen Reise aus der Tschechoslowakei einen Tag später durch die technische Abnahme zu kommen. Das zeigt, wie gut wir vorbereitet waren... Das Auto gehörte zur Gruppe 2, also zu den langsamsten auf der Geraden, und wir qualifizierten uns auf Platz 42, aber im Rennen lief es wie am Schnürchen. Wir haben die Klasse gewonnen und wurden 8. in der Gesamtwertung! Le Mans hat sich seither sehr verändert, das gehört zur Evolution der Dinge, aber das Wesen ist dasselbe geblieben. Es ist ein Rennen, das man gleichzeitig liebt und hasst, weil es einem alles bietet, was extrem ist. Es kann unfair, schmerzhaft und grausam sein, aber es bringt auch unvergleichliche Freude, wenn man etwas erreicht. Und beides kann zusammenkommen, wie wir bei der WRT 2021 erlebt haben. Es ist ein einzigartiges Rennen, von einer anderen Dimension, weil unglaubliche Geschwindigkeit und Rennlänge auf eine Weise zusammenkommen, die es bei keinem anderen Rennen gibt.“ Zum 92. Mal hebt sich nun der Vorhang.
ZITATE
Dries Vanthoor, BMW M Team WRT #15: „Ich freue mich sehr auf die 24 Stunden von Le Mans und die Rückkehr von BMW, 25 Jahre nach ihrem letzten Sieg. Für uns ist es das erste Mal, dass wir in der Königsklasse antreten und den Gesamtsieg anpeilen. Es wird ein hartes Rennen, und die Konkurrenz ist sehr groß. Es wird auch eine sehr große Veranstaltung sein, mit einem vollen Starterfeld und alles ist ausverkauft. Wir leben definitiv in einer goldenen Ära des Langstreckensports, und das müssen wir nutzen, um Fans für unseren Sport zu gewinnen.“
René Rast, BMW M Team WRT #20: „Ich freue mich sehr, wieder in Le Mans zu sein. Es ist die größte Veranstaltung des Jahres, und es wird eine wunderbare Ausgabe werden. Mit dem BMW Art Car zu fahren, ist sehr cool. Das wird sicherlich viel Aufmerksamkeit erregen und in Erinnerung bleiben. Wir haben ein gutes Auto, ein großartiges Team und eine solide Aufstellung, mal sehen, was wir erreichen können.“
Darren Leung, Team WRT #31: „Diese Gelegenheit, in Le Mans zu starten, ist ein ganz besonderer Moment. Es ist jedes Mal ein Privileg, in den #31 BMW zu steigen, und Le Mans hebt dies auf ein neues und einzigartiges Niveau. Das bedeutet, dass wir keine andere Wahl haben, als alles zu tun, was möglich ist. Als Team haben wir alle hart gearbeitet, und Sean und Augusto haben einen fantastischen Job gemacht, indem sie ihr umfangreiches Fachwissen mit mir geteilt haben. Ich freue mich besonders auf den Start des Rennens. Die Atmosphäre und der Druck, der damit einhergeht, sind sehr seltene Momente, in denen sich zeigt, wie weit wir gekommen sind, und ich werde sie mit beiden Händen greifen und nicht mehr loslassen. Auf geht's!“
Valentino Rossi, Team WRT #46: „Der große Moment ist gekommen, und es wird mein erstes Mal bei den 24 Stunden von Le Mans sein, dem berühmtesten Rennen der Welt. Ich bin sehr glücklich und stolz, mit BMW und dem Team WRT bei diesem großen Rennen dabei zu sein. Ich kenne die Strecke seit dem letzten Jahr, als ich an der Road to Le Mans teilgenommen habe, und ich mag den Circuit de La Sarthe sehr. Wir werden dort eine lange Woche verbringen, und wir sind bereit. Wir haben in den ersten Rennen der Saison einige gute Leistungen gezeigt, aber jetzt müssen wir unser Niveau, unseren Speed und unsere Wettbewerbsfähigkeit in Le Mans verstehen. Wir hoffen, dass wir stark sein werden und ich kann es kaum erwarten, diese Erfahrung zu machen!“
Text: WRT